Wie komm ich zurecht mit der Rumreiserei?
Es geht inzwischen wieder ganz gut und ich hab den Focus auf Ausschnitte wiedergefunden. Das ganze Land geht nicht. Einfach etwas rauspicken und damit zufrieden sein. Ich klapper nicht alle Touristenhotspots ab, aber der eine oder andere kommt schon in meiner Reise vor. Es kann also ruhig noch paar Wochen oder Monate so weiter gehen. Und für das Organisatorische leg ich immer mal wieder einen Pausetag ein.
Wie geht das mit dem Rauspicken der Ziele?
In Thailand hatte ich sehr grosse Probleme, geeignete Ziele zu finden. Zum einen gibt es wenig Leute, die ein verständliches Englisch sprechen. Selbst in den verschiedenen Touristinfos haben sie ihr Handy gezückt und wir mussten uns mit der Übersetzungsapp holprig verständigen. Auch im Internet bin ich schlecht an Informationen herangekommen. Manches Mal bin ich ewig falsch gelaufen und konnte mit Hinweisschildern nix anfangen. An schlimmsten natürlich die wirklich dekorativen – sprich – schönen Warnschilder. Ich bin zum Glück nicht weiter. Später stellte sich heraus, dass es sich um militärisches Sperrgebiet handelt. Das sieht in Malaysia ganz anders aus. Malaysia verwendet die gleiche Schrift wie wir in Europa. So kann man wenigstens lesen, wenn auch eine andere Sprach ein Hindernis darstellt. Schnell wäre – vorsicht- verboten – etc gelernt. Doch die Symbolsprache, Mann mit Gewehr, spricht hier eine sehr deutliche Bildsprache.
Wie verständige ich mich?
Allgemein sprechen die Leut ein perfektes Englisch und das wissen sie auch. Drum haben sie keinen Skrupel und quatschen mich einfach an. So bieten sich überall Gelegenheiten um an Informationen zu kommen. So Kleinigkeiten wie nach dem Weg fragen, den richtigen Bus rausfinden, oder was es zu essen gibt, beschränkt sich dann nicht auf ein hilfloses Lächeln. Das Land des Lächels – es bekommt für mich einen ganz neuen Stempel und ich versteh plötzlich so manche wütende Äusserung im Internet über das Verhalten der Thailänder.
Ein weiterer Faktor vereinfacht das Miteinander von Touristen und Einheimischen. Die Menschen hier sind enorm aufgeschlossen. Gestern Nacht auf dem Heimweg von der Altstadt von Ipoh sind mir in einer langen Menschenschlange Frauen beim Sport entgegengelaufen. Sicher waren es Frauen der gleichen Schule oder Arbeitsstelle. Alle trugen den muslimischen Traditionen gemäß trotz der Hitze ein Kopftuch und lang Trainingshosen. Würde man hier erwarten, dass viele von ihnen mich lächelnd gegrüßt haben.
Wohlgemerkt – die Gesellschaft hier ist aufgeschlossen und Frauen aus anderen Glaubensrichtungen laufen sehr westlich gekleidet rum. Manchmal finde das sogar ich etwas fehl am Platz. Hier habe ich wohl schon mehr kurze Unterhaltungen gehabt, als ich es in der selben Zeit auf einer Reise in Deutschland hätte. Ein alter Herr, dem ich ein paar Banana abgekauft hab, hat mich fasziniert. Wenn ich nicht etwas unter Zeitdruck wegen eines Tempelbesuches gestanden hätte, wäre der Nachmittag mit ihm wie im Fluge vergangen. Ein anderer hat mich im Tempel angequatscht als ich für Morla über dem Fischteich auf der Lauer lag. Da verging dann auch schnell eine Stunde mit philosophischen Betrachtungen über Gott und die Unterschiede von asiatischer und westlicher Kultur.
Internet : was in Thailand oft in endlose Suche ausgeartet ist – hier finde ich meine Info ganz simpel z.B. über den Ortsnamen. Unaufdringlich werden hier die Sehenswürdigkeiten der Region aufgeführt, ohne geschäftliche Verknüpfungen. Fast habe ich den Eindruck, dass sich hier die Tourismusbüros um diese Aktualität bemühen. Leider hat sich die weltweit agierende ReiseInfoWebseite von TripAdvisor hier zu einer fast nur noch kommerziellen Seite entwickelt.
Was gibt es zu Essen?
Nun, gerade gab es einen Iced Cappucino mit Duriantorte, nebenbei hat mit passend dazu der Kellner, der auch mal zu einem Radsch aufgeschlossen ist, einen riesigen Krabbenchip gereicht – passend zu Kaffee und Kuchen 🤪. Durian ist eine extrem gewöhnungsbedürftig Frucht, aber ich kenn sie ja. Früchte krieg ich auch hier und wegen des tropischen Klimas hier in ein größeren Vielfalt als in Thailand. Ja, es ist hier von der Vegetation absolut anders, viel grüner. Zugegeben – die Strassenküchen in Thailand sind eine tolle Sache, wenn man bisschen die Angebote kennt. Das fehlt mir hier in Malaysia ein bisschen. Dafür weiche ich hier in die leckeren indischen Restaurants oder eines der westlich orientierten Restaurants aus. Mit den chinesischen kann ich mich noch nicht anfreunden. Das sieht alles so fade aus, vor Allem die gekochten blassen Hühner oder Enten – nix lecker knusprig.
Wie komme ich vorwärts?
Der primitive Zug raus aus Bangkok war schon was tolles aber wann ich wo und wohin einen Bus erwische, hab ich nur mit großen Schwierigkeiten herausgefunden und dann oft auch mehr erraten. Mit dem Internet war hier in Ipoh schnell der Busbahnhof nahe der Altstadt lokalisiert. Und hier bekomm ich dann Infos im Überfluss, perfekt, wenn auch verdammt viel. Am Mittwoch mit dem einen Bus in den Norden – mein „Happy Bodo’s Day“ Ausflug – und am nächsten Tag in den Süden zu einigen Höhlentempeln. Der Tag is extrem heiß. Auf meinem Weg zurück werde ich von einem Autofahrer angequatscht, wo ich hin will. „Sei doch zu heiss zum Laufen.“ Prompt nimmt er mich mit, zurück ins Zentrum.
Sowohl in Kuala Lumpur als auch hier heraussen funktioniert der Nah- als auch der Fernverkehr super. Am Sonntag geht es mit einem Fernbus in die Bergregion der Cameron Highlands. Selbst dafür liegen alle Infos im Internet oder am Bushof offen. Morgen, Samstag, geht es mit Bus Nr. 66 zu einer der längsten Höhlen auf dem Festland von Malaysia und vermutlich bringt mich nach dem Thaipusam Fest eine Kombi aus Bus und Schiff tief in ein Naturparadies hinein.
Wie komm ich immer wieder an ein Zimmer?
Das ist hier wohl am simpelsten zu beantworten. Die verschiedensten Buchungsapps haben sich bei mir fast auf eine einzige zusammengeschrumpft. Ich mach jetz keine Werbung! Nur – in manchen Gegenden, die sich für mich als interessant in der Karte zeigen, finden sich keine Angebote. Da kuck ich dann auf anderen apps nach oder fahr erst gar nicht hin – leider. Heut bin ich z.B. spontan, mit Buchung gestern Abend, in ein Kreativhotel gewechselt. Dieses Haus muss ich einfach erlebt haben. Hatte die letzten Wochen zu oft Routinehotels ohne Ausstrahlung. Das mach ich die nächsten zwei Tage wett.
Noch bin ich nicht im Zimmer, wird sauber gemacht. Eines kann ich schon im Vorfeld sagen. Die Betten hier, ob Thailand oder Malaysia, sind hart. In Erewan hatte ich das Gefühl auf einem Brett zu schlafen. Aber auch das klappt reibungslos, wenn nur der Tag ereignisreich und mit Anstrengung gefüllt ist.
Und wie sieht es mit meiner Gesundheit aus?
Kann nicht klagen. Ich hatte schon sehr früh einen Schub der erwarteten Sonnenallergie. Die Blasenbildung auf Händen und Armen fiel aber sehr mild aus. Nur dass ich das erste Mal nun auch Reaktionen in der Fingerinnenseite hatte, trieb mir ein paar Kummerfalten auf die Stirn. Glück gehabt, der übliche zweite Schub blieb aus.
Ich hatte noch keinen wirklichen Durchfall und der Kreislauf spielt bei der Hitze brav mit. Nur mein erstes Paar Schuhe hat Ausfallerscheinungen und ich befürchte, daß ich Gewicht verliere😉. Einzig – ein dauerhaftes Problem sind meine Fersen. Bei der vielen Lauferei wächst die Hornhaut viel zu schnell nach und dann entstehen tiefe Risse – sehr unangenehm. Bin ständig am pflegen. Tja, dann is da noch die Schwitzerei. Wie oft inzwischen alles mal völlig durchnässt war, kann ich nicht mehr zählen und das Deodorant bringt mich noch mehr zum Schwitzen. So wird paar Klamotten waschen fast zur Tagesordnung.
Wovor ich wirklich Schiss hab?
Zum einen spür ich immer wieder mal den einen oder anderen Zahn. Möchte hier nicht unbedingt zum Zahnarzt müssen. Was mir mehr Sorgen bereitet ist inzwischen der nCoV2019. Nicht der Coronavirus selbst macht mich ängstlich sondern ich hab eher Angst davor, es könnten sich Reisebeschränkungen ausweiten. Ich möchte nicht irgendwo wegen Ansteckungsgefahren eingesperrt werden oder heimfliegen müssen, weil es vom Auswärtigen Amt nahegelegt wird.
Was ich beinahe vergessen hätte – Hunde! Ja genau, ich hab sie beinahe deshalb vergessen, weil sie hier hinter Zäunen und Mauern fast keinen Muks von sich geben und mich friedlich meine Wege ziehen lassen. Ich frag mich nur, was der Hintergrund ist, für diesen krassen Unterschied zum Nachbarland.
Es geht weiter. Ich freu mich nun drauf, noch mehr Kreativität und Natur auf dieser Welt entdecken zu dürfen.